10 Jahre Café Welcome – gelebte Integration und Nachbarschaft in Trier-Nord

Am Dienstag, den 1. Juli, feierten wir gemeinsam das 10-jährige Bestehen des Café Welcome. Ein besonderes Jubiläum für eine Initiative, die seit einem Jahrzehnt für Offenheit, Miteinander und gesellschaftliche Teilhabe im Stadtteil Trier-Nord steht.

Im Sommer 2015 traf sich eine kleine Gruppe Freiwilliger mit dem Wunsch, einen Ort zu schaffen, an dem Geflüchtete, Neuzugewanderte und Einheimische auf Augenhöhe zusammenkommen. Die Stadt Trier stieß zu dieser Zeit, bei der Aufnahme von Geflüchteten, wie anderorts auch, aufgrund des Krieges in Syrien an ihre Kapazitätsgrenzen. Viele Menschen mussten in Zelten vor der stark überbelegten Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) oder im nahegelegenen Nells Park ausharren, da Schlafplätze und Rückzugsmöglichkeiten fehlten. Das Café Welcome sollte einen Raum schaffen, in dem man zur Ruhe kommen, sich austauschen und für einen Moment dem belastenden Alltag entfliehen konnte. Einen Ort, an dem menschliche Begegnung, Würde und Zuversicht im Mittelpunkt stehen. Initiiert wurde das Projekt von dem damaligen Leiter der Gemeinwesenarbeit, Bernd Weihmann, dessen Engagement, Vision und Menschlichkeit bis heute in diesem Projekt lebendig sind und darüber hinaus vielen Menschen in Trier-Nord wichtige Impulse gegeben haben. Sein Einsatz prägt das Café Welcome auch über sein Leben hinaus.

Die Initiative wird seit Beginn von engagierten Freiwilligen getragen und von der Gemeinwesenarbeit des Bürgerhaus Trier-Nord e.V. fachlich begleitet und unterstützt. Aus der kleinen Gruppe von Freiwilligen hat sich im Laufe der Zeit ein Kernteam von aktuell 17 Ehrenamtlichen entwickelt, die neben dem Willkommenscafé auch die Handarbeitsgruppe „Flinke Nadel“, sowie Jahreszeit- und Familienfeste, Ausflüge, einen Lesekreis und andere kreative Angebote für Kinder organisieren. Viele Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung bringen sich aktiv ein, „um etwas zurückzugeben“, wie sie sagen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern oder neue Kontakte zu knüpfen. Sieben Gründungsmitglieder sind bis heute mit dabei – ein eindrucksvoller Beleg für die Nachhaltigkeit des Projektes.

Und dennoch zeigt das Projekt auch, dass Integration Raum und Zeit braucht, um zu wachsen und zu gelingen. Trier-Nord ist ein vielfältiger Stadtteil mit sozialen Herausforderungen. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, vor allem aus Syrien und der Ukraine, ist hoch. Gleichzeitig gibt es Vorbehalte und hohe Stimmenanteile für rechtspopulistische Parteien, was sich in gesellschaftlichen Spannungen zeigt. Das Café Welcome schafft hier einen Raum für Begegnung, Austausch und Kennenlernen – ohne Druck, aber mit Herz, denn nur so können Akzeptanz und Verständnis füreinander entstehen. Die kontinuierliche Begleitung des Projektes durch die Gemeinwesenarbeit des Bürgerhaus Trier Nord e.V. sichert dabei nicht nur die organisatorische und konzeptionelle Unterstützung, sondern sorgt auch für die notwendige Verankerung im Stadtteil sowie die Verbindung zu weiteren Projekten, Netzwerken und Trägern. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, damit bürgerschaftliches Engagement im Stadtteil wachsen und nachhaltig wirken kann.

Das Café Welcome ist mehr als ein Café: Es ist ein Ort gelebter Solidarität und Teilhabe. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen zeigt es, was möglich ist, wenn Menschen füreinander und einen Stadtteil Verantwortung übernehmen. Wir danken allen Freiwilligen und Unterstützer*innen und freuen uns auf viele weitere Jahre Begegnung und gemeinsames Engagement.