Die Geschichtswerkstatt des Bürgerhaus Trier-Nord e.V. in Schengen

Ausflug am 28.09.2019

So geht Europa heute:

Am 28. September starteten 45 Bewohner*innen aus Trier-Nord zu einer Exkursion nach Schengen. Initiator war die Geschichtswerkstatt des Bürgerhauses Trier Nord e.V., die sich in regelmäßigen Treffen auf die Spuren der deutschen Demokratie und ihrer Geschichte begibt. In diesem Rahmen wurden bereits Fahrten zum Hambacher Schloss oder ins Bonner Haus der Geschichte unternommen.

Das kleine Dorf Schengen wurde als Reiseziel ausgewählt, da es als Namensgeber zweier grundlegender europäischer Verträge fungierte. Dieser Ort wurde damals ausgewählt aufgrund seiner geographischen Lage im Dreiländereck, denn dort treffen Deutschland, Frankreich und Luxemburg aufeinander. Der sogenannte Schengen-Raum schließt heute 26 Länder ein, auch nicht EU-Staaten wie die Schweiz oder Norwegen. Allerdings gehören nicht alle Staaten der Europäischen Union auch dem Schengen-Raum an, beispielsweise Großbritannien und Irland gehören nicht dazu. Die Schaffung des Schengen-Raums geht auf das Jahr 1985 zurück, als fünf EU-Mitgliedstaaten beschlossen, die Kontrollen an ihren Innengrenzen abzuschaffen und auf Passkontrollen bei der Einreise gegenseitig zu verzichten. Noch heute zeugen die leerstehenden Zollhäuschen an der luxemburgischen Grenze davon, wie viel umständlicher die Einreise in unser direktes Nachbarland gewesen war bis vor ein paar Jahrzehnten.

Nun konnten wir Reisenden also selber erleben, was die europäische Freizügigkeit bedeutet und ihre Vorzüge hautnah miterleben. Wir Europäer unternehmen jedes Jahr 1,25 Milliarden Reisen innerhalb dieses grenzfreien Raumes. Gerade deswegen ist es auch ein Raum von innerer Sicherheit und europäischer Zusammenarbeit. So werden auch die Außengrenzen dieses Großraumes gemeinsam von den Mitgliedern geschützt.

Um diese große Errungenschaft besser würdigen und einordnen zu können, haben wir nach dem Aufenthalt in Schengen zudem den Gefallenfriedhof bei Perl-Besch, die größte Kriegsgräberstätte im Saarland, besucht. Zwar bestehen die innereuropäischen Grenzen heute nur noch auf dem Papier und es herrscht seit über 70 Jahren Frieden zwischen den europäischen Staaten, doch dass es über Jahrhunderte hinweg anders war, wissen die Menschen in Europa noch. Dramatischer und trauriger Höhepunkt der leidvollen Vergangenheit war der zweite Weltkrieg mit 60 Millionen Toten. Die Gräber von über 2000 deutschen und europäischen jungen Menschen machten uns Besucher beklommen und betroffen. Diese mahnten uns vor den Schrecken und dem Blutzoll des Krieges, ebenso vor sinnlosen und zerstörerischen Grenzkonflikten zwischen Nachbarn. So kann man das Schengener Abkommen als Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg verstehen und es wird deutlich, warum es zu den wichtigsten Errungenschaften Europas gezählt wird. Seit über 70 Jahren herrscht Frieden in Europa. Für diese große Glück sind wir alle sehr dankbar. Dieses Fundament der europäischen Kooperation gilt es nicht nur zu schätzen, sondern auch zu wahren und zu verteidigen, damit ein solcher Krieg auf europäischen Boden nie wieder stattfinde!

Von dieser Fahrt bleiben das Wissen um den Preis und den Wert von Europas offenen Innengrenzen und seinem stetigen Zusammenwachsen, angefangen von der Montan-Union über die EWG hin zur heutigen Europäischen Union.