– Integration im Stadtteil leben
Unabhängig von Obergrenzen und Verteilungsschlüsseln steht die Gesellschaft vor einer enormen Aufgabe. Die Herausforderung der nächsten Jahre liegt in der sozialen Integration der Menschen, die zu uns kommen und hier bleiben werden. Wie die letzten Jahre gezeigt haben, tut es not sich mit der Frage zu beschäftigen, wie die Menschen, die vor Verfolgung, Krieg und sozialer Armut fliehen, in unsere Gesellschaft integriert werden können. Die Antwort auf diese Frage beginnt in den Kommunen oder Stadtteilen, wo die geflüchteten Menschen stranden. Denn Integration muss dort geschehen wo Alltag gelebt wird, vor Ort, wo Menschen wohnen, einkaufen, den Kindergarten oder die Schule besuchen, ihren Freizeitaktivitäten nachgehen und Freundschaften schließen.
Trier Nord ist ein stark vom Strukturwandel betroffener Stadtteil, mit überdurchschnittlich vielen Kindern und jungen Menschen, geprägt durch einen hohen Anteil von SGB-II Empfängerinnen und Empfängern und einer hohen Zuwanderung. Die schwierige soziale Lage wird durch den Standort der AfA verschärft, so dass Nachbarschaften, Kitas, Schulen und andere Stadtteileinrichtungen vor einer besonderen Aufgabe stehen. Die Ansiedlung der Zugewanderten ist hier nicht selten umstritten und wird von einigen Stadtteilbewohnern als zusätzliche Belastung gesehen. Auf der anderen Seite ist Trier Nord aber ein Ort mit langer Integrationserfahrung und verfügt über ein stabiles und gut ausgebautes Netz von engagierten Bürgern, die u.a. mit dem Café Welcome eine Willkommenskultur im Stadtteil etabliert haben und diese auch weiter unterstützen.
Um das nachbarschaftliche Miteinander und den Zusammenhalt der Bevölkerung in Trier Nord auch weiterhin zu stärken, sollen Teilhabestrukturen bekräftigt und nachhaltig ausgebaut werden. Es bedarf einer breiten Verständigung vor Ort, die die Willkommenskultur im Stadtteil gut verankert und den überwiegend ehrenamtlichen Akteuren Rückhalt bei den anstehenden Aufgaben gibt.
Der Verein Bürgerhaus Trier Nord e.V. freut sich daher ein neues Projekt zur Integration von Geflüchteten im Stadtteil vorstellen zu können. Das Projekt „Gemeinsam Zukunft gestalten“ wird gefördert durch das Bundesministerium des Inneren. Ziel der vom BMI geförderten Projekte ist eine Förderung und Stärkung von Toleranz gegenüber Geflüchteten. Im Projektzeitraum von 3 Jahren sollen Neuzugewanderte und Einheimische, als gemeinsame Akteure und durch Partizipation, einen Gemeinschaftssinn entwickeln und mit am sozialen Zusammenleben und der Lebensqualität im Stadtteil wirken.
Mit dem Café Welcome wurde bereits im Juni 2015 ein offenes und unverbindliches Angebot in Trier Nord geschaffen, welches interessierten Bürgern und Bürgerinnen, sowie Neuzugewanderten im gleichen Maße offensteht und von Stadtteilbewohnern/-innen ehrenamtlich getragen wird. Während damals auf die große Anzahl ankommender Flüchtlinge in Form einer Willkommenskultur reagiert wurde, hat sich der Handlungsbedarf in den letzten 2 Jahren jedoch gewandelt. Es geht inzwischen weniger um eine Erstversorgung, als vielmehr um ein Ankommen in der Nachbarschaft und um Integration im sozialen Wohnumfeld. Vor diesem Hintergrund soll der Schwerpunkt des Projektes, auf der Förderung von strukturell nachhaltigen Kontakten zwischen einheimischen und neuzugewanderten Stadtteilbewohnern/-innen liegen. Das Projekt soll Rahmenbedingungen und eine Gelegenheit zur gesellschaftlichen Teilhabe schaffen. Im Fokus steht der Prozess des Kennenlernens und die Identifikation mit dem sozialen Wohnumfeld.
Hierzu sollen die bereits bestehenden Angebote wie das Café Welcome und die interkulturelle Handarbeitsgruppe, aber auch neue Angebote und Begegnungsmöglichkeiten, feste etabliert werden und für alle Stadtteilbewohner von dauerhaftem Nutzen sein. Geflüchtete und Ehrenamtliche sollen die Möglichkeit bekommen, ihr soziales Umfeld mitzugestalten und befähigt werden, eine interkulturelle Angebots- und Begegnungsstruktur zu entwickeln, die nicht nur sporadisch, sondern nachhaltig im Sozialraum verankert ist.